Die meisten deutschen Babygebärden-Anbieter vermitteln Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache. Auch ich tue das. Und jetzt erkläre ich dir auch, WARUM du mit deinem Baby Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache verwenden solltest.
Im Wikipedia-Eintrag zu Babygebärden heißt es:
Teilweise werden Gebärden vereinfacht oder verkürzt oder einer anderen Gebärdensprache entnommen, um eine bessere Unterscheidung von ähnlichen Babygebärden zu erreichen oder die Gebärden der Fingerfertigkeit von Babys anzupassen.
Ich bin bisher nur über einen Anbieter gestolpert, der explizit angibt, vereinfachte Gebärden zu benutzen. Alle anderen geben an, die Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache zu verwenden.
Ich stoße aber immer wieder auf Eltern, die sagen: „Ich habe mir die Zeichen einfach selbst ausgedacht“ oder „Mein Kind hat sich Zeichen selbst ausgedacht und ich habe sie einfach übernommen“.
Das kannst du theoretisch machen. Aber ein Stück weit machst du dir damit das Leben schwerer. Du lässt dir den ein oder anderen Vorteil der Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache entgehen. Das sind nämlich diese hier.
Du vermittelst deinem Kind eine ECHTE Sprache
Die Deutsche Gebärdensprache ist eine echte und seit 2012 in Deutschland anerkannte Sprache. Es ist die Sprache, die überwiegend von tauben Menschen in Deutschland zur Kommunikation genutzt wird.
Vergleichen wir das Ganze mal mit einer beliebigen anderen Sprache. Nehmen wir Englisch als Beispiel. Wenn du deinem Kind das englische Wort fish beibringen möchtest, was sagst du dann? Du kämst wahrscheinlich nicht auf die Idee, zu sagen: „There is a fi“, weil es für dein Kind einfacher auszusprechen ist, oder? Also warum solltest du solche Vereinfachungen bei den Gebärden machen?
Wenn du Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache benutzt, vermittelst du deinem Kind Worte aus einer vollwertigen Sprache. Wenn du diese noch weit über das Babyalter hinaus verwendest, werden sie unvergesslich. Dein Kind kann sich damit später sogar ein Stück weit mit gehörlosen Menschen austauschen.
Achtung Verwechslungsgefahr
Aber wundere dich nicht, wenn du woanders plötzlich auf andere Gebärden triffst, als die, die ich dir zeige. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese nicht aus der Deutschen Gebärdensprache stammen. Auch in der deutschen Gebärdensprache gibt es Dialekte. Je nach Region können Gebärden ganz unterschiedlich aussehen.
Die Gebärden, die ich zeige, sind nicht an eine bestimmte Region gebunden. Vielmehr achte ich darauf, die Gebärden zu verwenden, die möglichst bildhaft sind. So kannst du sie dir besser merken. Und für dein Kind stecken gleich nochmal mehr Informationen drin, um die Gebärde mit ihrer Bedeutung zu verknüpfen.
Nehmen wir mal die Gebärde für Wurst als Beispiel.
Im Süden führt man Zeige- und Mittelfinger zum Ohr, um Wurst zu gebärden. Im Norden zeichnet man mit beiden Händen einen wurstförmigen Bogen vor der Brust.
In diesem Fall entscheide ich mich ganz klar für die norddeutsche Variante.
Ich habe keine Idee, woher die süddeutsche abgeleitet sein könnte, bzw. wieso man die Wurst dort so gebärdet.
Bei der norddeutschen Variante ist es hingegen ganz klar. So sieht eine Wurst aus. Und auch dein Kind kann die Gebärde so aufnehmen: „Ah, Mama meint dieses bogenförmige Ding.“
Zu Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache hast du leichten Zugang
Du hast es leichter, wenn du Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache verwendest. Das liegt ganz einfach daran, dass du an verschiedenen Stellen mal eben nachschlagen oder nachfragen kannst. Du musst nicht wahnsinnig kreativ werden und das Rad neu erfinden.
Bei vielen Dingen mag das Ausdenken noch wunderbar funktionieren, weil sie bestimmte Merkmale haben.
Vermutlich wirst du bei einigen Worten intuitiv sogar bei den Gebärden der Deutschen Gebärdensprache rauskommen.
Das wundervolle an den Gebärden der Deutschen Gebärdensprache ist ja, dass etwa ein Drittel davon ikonische Gebärden sind. Das heißt, sie sind bildhaft. Sie geben Eigenschaften wie Größe und Form oder die Handhabung der Objekte wieder.
Aber was machst du, wenn du für eine Sache kein eindeutiges zeigbares Merkmal ausmachen kannst? Wie gebärdest du zum Beispiel Schaf, Hund, Käse oder Toilette/Töpfchen? Da musst du schon ganz schön dein Köpfchen anstrengen, um dir eine Gebärde auszudenken, oder?
Noch schwieriger wird es bei abstrakten Begriffen wie Nochmal, Mehr oder Fertig.
Statt jetzt krampfhaft zu überlegen, wie du das darstellen könntest, kannst du auch mal eben nachschauen oder bei mir nachfragen, wie die Gebärde aus der Deutschen Gebärdensprache aussieht. Schwupps! Problem ruckzuck gelöst.
Mit Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache klappt der Austausch
Stell dir mal vor, du triffst eine andere Mama, die Baby- und Kleinkindgebärden aus der Deutschen Gebärdensprache verwendet. Du selbst denkst dir aber alle selbst aus.
Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass es irritierend ist, wenn ihr bei so ziemlich jedem Wort unterschiedliche Gebärden verwendet.
Und dann hat eine von euch vielleicht eine Frage zu einer bestimmten Situation. Vielleicht fasst sich ihr Kind manchmal ans Ohr und sie fragt sich, ob das eine Gebärde sein könnte. Und vor allem, wofür.
Da kannst du ihr leider keinen Rat geben. Oder du denkst vielleicht in eine völlig falsche Richtung. Ihr könnt euch nicht gegenseitig durch eure Erfahrungen bereichern. Wie schade, oder?
Ihr würdet viel mehr davon profitieren, wenn ihr beide Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache verwendet. Dann würdest du jetzt wahrscheinlich fragen, ob sie eine Katze hat. Die gebärdet man nämlich, indem man die Schnurrhaare andeutet. Und weil Kinder oft undeutlich gebärden, könnte da die Hand schonmal am Ohr landen. So kommt ihr gemeinsam des Rätsels Lösung schon ein bisschen näher.
Wann ich ausnahmsweise von der Deutschen Gebärdensprache abweiche
Jaaa, ich geb’s zu. Meine Gebärden sind nicht hundertprozentig aus der Deutschen Gebärdensprache. Gelegentlich rate ich auch zu Abweichungen. Ich sag dir auch, warum.
Manchmal werde ich nach Worten gefragt, wofür ich keine Gebärde kenne. Nur, wenn ich bei meinen Recherchen keine finde, dann erlaube ich mir, kreativ zu werden. Ich sag dir das dann aber auch deutlich. Ich möchte dich nicht in dem Glauben lassen, dass es sich um eine Gebärde aus der Deutschen Gebärdensprache handelt, wenn es nicht so ist.
Manche Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache sind zusammengesetzt. Für Schneemann gebärdet man zum Beispiel Schnee und Mann. Für die Kleinen ist das recht kompliziert zu verarbeiten und selbst zu zeigen. In diesen Fällen recherchiere ich ebenfalls, ob es auch eine einzelne Gebärde gibt. Und wenn nicht, dann darf ausgedacht werden. In diesem Fall würde ich mit beiden Händen die großen Schneekugeln des Schneemanns nachzeichnen. Das ist dann auch wieder sehr gut für die Kinder und für dich nachzuvollziehen: „Ah, dieses kugelige Ding.“
Eine dritte Vereinfachung erlaube ich mir bei der Differenzierung von Begriffen. Für ein Baby spielt es noch kaum eine Rolle, ob da gerade die Feuerwehr, ein Krankenwagen oder die Polizei vorbeifährt. Was sie alle vereint, ist, dass sie Tatütata machen. Ich zeige dir zwar die einzelnen Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache. Aber ich rate an dieser Stelle schonmal dazu, für alle drei die Gebärde für Tatütata zu verwenden. Das ist das vorherrschende Merkmal, das die Kleinen zunächst wahrnehmen. Du darfst dann selbst für dich entscheiden, wie du es machen möchtest. Lieber differenzieren oder lieber nur eine Gebärde für die verwandten Begriffe.
Bei größeren Kindern macht es Sinn, direkt die unterschiedlichen Gebärden zu zeigen.
Habe ich dich von den Gebärden der Deutschen Gebärdensprache überzeugt? Hol dir mein Infopaket, wenn du loslegen und sie lernen möchtest!